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Worüber ich in den letzten Tagen mangels Zeit, Ruhe und Konzentration nicht gebloggt habe:

Gestern Abend hätt‘ ich können, aber da habe ich diverse Trockenfrüchte in Alkohol eingelegt. Und heute Plätzchen gebacken.

Muss an der Jahreszeit liegen.


*) des laufenden Jahres

In Concert: Das Tingvall Trio in der Alten Reithalle in Elmshorn

Jetzt war ich schon bei einigen Konzerten des Schleswig-Holstein Musik Festivals, sogar auch schon in Schleswig-Holstein, aber das echte SHMF-Gefühl war bisher nicht dabei. Ich meine damit die ganz und gar ländlich geprägten Veranstaltungsorte, wie z. B. das Kuhhaus in Altendorf, die Scheune in Wulfshagen oder den Rinderstall in Haseldorf. Das hat viel damit zu tun, dass eben gerade diese Orte für Menschen ohne Teilnahme am motorisierten Individualverkehr schlecht bis gar nicht zu erreichen sind.

Anders verhält es sich mit der Alten Reithalle in Elmshorn – na gut, es sind rund zwanzig Minuten Fußweg vom Bahnhof, aber das rangiert bei mir noch unter „gut erreichbar“. Dazu kommt: Für einen Auftritt des Tingvall Trio nehme ich gerne eine längere Anreise in Kauf. Ich kenne die Setlist des aktuellen Tourprogramms zwar inzwischen rauf und runter, aber es wird nicht langweilig. Im Gegenteil.

Und dann waren da noch die Gastgeber!

Konzert mit Pferd

Nächstes Mal nehme ich Möhrchen mit.

In Concert: Das Tingvall Trio in der Elbphilharmonie

Ich bin schon mehrmals gefragt worden, wie ich mir eigentlich die zahlreichen, in der Mehrzahl ungesponserten Konzert-, Opern- und Theaterbesuche habe leisten können, von denen ich hier unter anderem berichte. Die Antwort ist ganz einfach: mittels schnöder Mischkalkulation.

Meistens sitze ich irgendwo zwischen Holz- und unterer Mittelklasse. Entgegen anderslautender Klischees muss man nicht zwingend zu den oberen Zehntausend gehören, um (sogenannte) Hochkultur genießen zu können. Man kann je nach Aufführung ab 12 Euro in Elbphilharmonie und Staatsoper, ab 15 Euro im Schauspielhaus und ab 9,90 Euro bei den Hamburger Symphonikern in der Laeiszhalle sitzen. In einigen Fällen nimmt man dafür zwar eine einschränkte Sicht in Kauf, aber mit ein bisschen Erfahrung und Recherche bekommt man schnell heraus, welches die visuell am wenigsten beeinträchtigten Plätze sind. Es lohnt sich außerdem, auf die jeweilige Preisgestaltung zu achten. Manche Häuser machen Unterschiede zwischen Werk- und Wochenendtagen, die Premiere ist zumeist kostspieliger als die Folgeaufführungen und gelegentlich werden Sonderaktionen angeboten. Außerdem, so gestehe ich freimütig, habe ich in manchen Fällen auf Begleit-, Frei- oder Steuerkarten bzw. Gästelistenplätze zurückgreifen können. Nicht, weil sich die Geber davon wohlwollende Blogartikel erhofften, sondern weil ich ein paar ausnehmend nette Menschen kenne, die mir mit Freude oder gar aus Überzeugung dabei helfen, die (Kultur-)Bestie zu füttern.

Das heutige Konzert des Tingvall Trio in der Elbphilharmonie war eine der sorgsam ausgewählten Ausnahmen von der Regel. In meiner andauernden Klavierverliebtheit hatte ich nach der Niederlage bei der elphi-eigenen Ticketverlosung so lange nach Karten gejagt, bis ich mithilfe der Theaterkasse Schuhmacher schließlich fündig wurde. Wobei PK 1 im vorliegenden Falle 49 Euro (inkl. 2 Euro Gebühr) bedeutete. Das hält sich immer noch sehr im Rahmen, wenn man bedenkt, welche (offiziellen) Preise für manch andere Veranstaltung im Großen Saal aufgerufen werden. Von den viagogo- und ebay-Auswüchsen ganz zu schweigen.

Soweit zur Vorgeschichte. Wie nun aber nach dem Konzert derart erfüllte Vorfreude in Worte kleiden, ohne zu wiederholen, was ich im letzten Dezember schon schrieb? Schwierig.

Vielleicht genügt es, zu gestehen: Ich bin klavierverliebter denn je.

In Concert: Das Tingvall Trio in der FABRIK

Ich erinnere nicht mehr genau, wann die Algorithmen bei Spotify angefangen haben, mir Jazz und -verwandtes in den „Mix der Woche“ zu spülen. Plötzlich war da „Remembering“ von Avishai Cohen, dann kamen zwei, drei Sachen von Ibrahim Maalouf dazu, „Kneel Down“ vom Neil Cowley Trio, „746“ vom Trio Elf und so weiter; nicht auffällig viel, aber es war immer mal wieder etwas aus der Richtung dabei.

So auch geschehen mit „Den Gamla Eken“ vom Tingvall Trio. Das war, und das weiß ich in diesem speziellen Fall genau, Anfang Mai dieses Jahres und traf meine seinerzeit (vorsichtig) optimistische Frühlings-Aufbruchsstimmung auf den Punkt. Zwar wurde diese wenige Tage später brutalstmöglich ausgebremst, doch der Titel verblieb in meiner „Best of ‚Mix der Woche'“-Playlist und der Name Tingvall in meinem Gedächtnis.

Auch aus diesem Grunde saß ich Ende August in der Staatsoper und sah und hörte Martin Tingvall zum ersten Mal live spielen. Es gibt einige Pianisten, die mich beeindrucken, faszinieren, deren Spiel ich bewundere und deren Musik zu meinen Lieblingen zählt. Es gibt aber nur sehr, sehr wenige, in die ich aus dem Stand klavierverliebt bin. Martin Tingvall ist erst der Zweite.

Warum genau, ist schwer zu erklären. Wenn ich schreibe, dass ich bei Martin Tingvall nicht höre, wo der Mann aufhört und der Flügel anfängt und dass ihm das Instrument Stimme ist, ist das nur ein Teil. Die Art des Körpereinsatzes spielt eine Rolle, ebenso wie die Tatsache, dass er zu den Menschen gehört, die einem ausgewachsenen Steinway & Sons-Konzertflügel mit all seinen Stärken und Schwächen ganz und gar spielerische, leichte, ja zärtliche Töne entlocken können. Überhaupt, Spielfreude: Wenn es jemanden gibt, auf den dieser Begriff zutrifft, dann auf Martin Tingvall.

Da kommt der Rest des Trios ein bisschen zu kurz, zugegeben. Das ist nicht gerecht, aber ich bin nun einmal hemmungslos pianozentriert. Ich hoffe, Jürgen Spiegel (Drums) und Onar Rodriguez Calvo (Bass) können mir das verzeihen.

Jedenfalls, es war grandios gestern. Die komplett ausverkaufte FABRIK tobte und es wird mit Sicherheit nicht mein letztes Tingvall Trio-Konzert gewesen sein.