Frühlingserwachen mit Hindernissen

Das erste Märzkonzert (Martin Kohlstedt/Kampnagel) wurde auf April 2023 verschoben.

Das zweite Märzkonzert (Grandbrothers/Kampnagel) wurde auf Oktober 2022 verschoben.

Zum dritten Märzkonzert (City of Birmingham Symphony Orchestra, Sheku Kanneh-Mason, Mirga Gražinytė-Tyla/Elbphilharmonie) hatte es mich hauptsächlich der Dirigentin wegen verschlagen. Die Dirigentin aber hatte Corona und mit dem Ersatz (Vassily Sinaisky) bin ich nicht warm geworden. Ebensowenig mit dem Solisten (Sheku Kanneh-Mason). Letzteres lag zum einen an dem sperrigen Programmpunkt (Dmitri Schostakowitschs Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 g-Moll op. 126) und zum anderen daran, dass das Cello schlicht schlecht zu hören war. Zumindest von meinem Platz in 15 Q aus.

Das vierte Märzkonzert (vision string quartet/Elbphilharmonie) war eine sichere Bank, selbst mit neuem Primarius, selbst mit Auswechselspieler in der „klassischen“ ersten Programmhälfte und der zweiten Violine als eingespieltem Track in der zweiten „Pop“-Hälfte und ungeachtet der Tatsache, dass ich die gesamte „Pop“-Hälfte mit Stücken aus dem 2021 erschienenen Album „SPECTRUM“ mitsamt der Anmoderationen bereits kannte. Die Jungs sind einfach so gut. Punktum.

Das fünfte Märzkonzert (Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Elena Bashkirova, Marzena Diakun/Elphilharmonie) startete verhalten, steigerte sich dann aber mit jedem Programmpunkt: von Eduard Resatschs kurzfristig aufgenommenen Stück „Ukrainia – den Opfern des Krieges“ über Debussy und de Falla bis zur Sinfonie Nr. 3 H 299 von Bohuslav Martinů. Ich werde meinen Aboplatz in 13 F vermissen.

Das sechste Märzkonzert (Bodo Wartke/Laeiszhalle) fand krankheitsbedingt ohne mich statt. Zweimal verschoben und dann doch noch verpasst. Großer Mist.

Das erste Aprilkonzert (SWR Symphonieorchester, Antoine Tamestit, Teodor Currentzis/Elbphilharmonie) kann ich hoffentlich wieder besuchen.

In Concert: Mirga Gražinytė-Tyla und das City of Birmingham Symphony Orchestra in der Elbphilharmonie

Das ist ja immer so eine Sache mit konzertant aufgeführten Opern. Eher schwierig, so finde ich, wenn man das Stück nicht schon kennt. Dazu kommt die besondere Herausforderung der Akustik des Großen Saals der Elbphilharmonie, in der viele Sänger:innen es schwer haben, sich gegenüber einem Orchester Gehör zu verschaffen. Schon aus diesem Grunde hatte ich mich für einen Platz vor der Bühne entschlossen, nicht dahinter, auch nicht daneben. Meiner Erfahrung zufolge denken die meisten Sänger:innen nicht Sportarena, sondern Schuhkarton. Das Problem dabei: Wo sie nicht hinsingen, sind sie kaum hörbar. Es gibt löbliche Ausnahmen, Barbara Hannigan beispielsweise, die aber die Regel bestätigen. Bis heute.

Es passt halt rein räumlich auch nicht immer. Mit dem Orchester und dem Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor war die Bühne bereits gut gefüllt. Da blieb nur wenig Platz für die Solisten. Wenn man dann – der Atmosphäre wegen – noch wenigstens ein bisschen Szenerie mit einschließen will, schränkt das den Spielraum zusätzlich ein.

So blieben mir Libretto und Story zwar weitgehend ein Rätsel, aber musikalisch ist „Das schlaue Füchslein“ definitiv innerhalb meines Beuteschemas. Ich vergebe außerdem ein Extra-Sternchen für die szenische Umsetzung unter den eingeschränkten Bedingungen. Unter den Darsteller:innen besonders gut gefallen haben mir Elena Tsallagova als Füchsin, William Thomas als Dachs, Pfarrer und Harašta, der Frosch (Ben Fletcher), die Grille (Joshua Webb) und der Heuschreck (Christopher Bergs).

Meine Hauptmotivation jedoch war, das CBSO und Mirga Gražinytė-Tyla im dritten Anlauf endlich einmal live zu erleben. Und das lohnt sich uneingeschränkt.

Ein klein wenig bedauert habe ich, nicht etwas mehr Geld ausgegeben zu haben für einen Platz näher am Geschehen. Ich merke es mir fürs nächste Mal.