In Concert: „The Rake’s Progress“ in der Elbphilharmonie

„Diese neue Oper da, an der Elbe“, so wird die Elbphilharmonie gelegentlich von orts- und/oder kulturunkundigen Menschen beschrieben. Aber manchmal stimmt es eben doch, so z. B. gestern: Eine konzertante Aufführung von Strawinskys Oper „The Rake’s Progress“ bildete den Abschluss des 4. Internationalen Musikfests Hamburg, und keine Geringere als Barbara Hannigan dirigierte die diversen Ensembles, die dazu zusammen gekommen waren (Ludwig, Cappella Amsterdam und sechs Solisten aus den Reihen der Equilibrium Young Artists).

Das mit dem Gesang in der Elbphilharmonie ist ja bekanntermaßen eine knifflige Sache. Ich kann diese Kritik nicht teilen: Auf meinem Platz schräg hinter der Bühne konnte ich alle Sänger gut hören (und streckenweise sogar verstehen), die mir nicht oder zumindest nicht ständig den Rücken zudrehten. Das waren insbesondere die männlichen Stimmen der Cappella Amsterdam, aber auch viele der Solisten. Die Übrigen waren gegenüber dem Orchester immerhin noch passabel hörbar. Zwar ist es leider noch immer nicht bei allen angekommen, dass „frontal“ im Großen Saal ein relativer Begriff ist, aber das scheint mir tatsächlich das Hauptproblem zu sein. Zumindest, wenn man den Raum und seine Akustik im Griff hat. Und das hat Barbara Hannigan zweifelsohne.

Apropos Oper und frontal, dazu noch ein Hinweis ans Haus: Die Übertitel auf zwei von vier Seiten zu projizieren ist schon einmal sehr löblich, aber wenn zusätzlich zu vorne und hinten auch links und rechts ginge, müssten alle, die seitwärts sitzen, sich die Köpfe nicht so verdrehen. Bei fast drei Stunden Spielzeit geht das in meinem Alter schon ein klein wenig auf die Nackenwirbelsäule.

An dieser Stelle unerwähnt blieb übrigens bisher das Konzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters unter der Leitung von Paavo Järvi am 17. Mai 2020, bei dem ich ausnahmsweise in Begleitung war und noch ausnahmsweiser in der ersten Preiskategorie saß. Noblesse oblige: Immerhin handyfilmte man dort minimalinvasiv – gewissermaßen aus der Hüfte – und konsumierte stilles (!) Wasser statt Cola.