In Concert: Nils Frahm & Company im Barbican Centre

„Yes, there will be some surprises. But I can’t talk about it because she won’t be there!“

Als feststand, daß ich am fraglichen Wochenende in London sein würde, war „Possibly Colliding, Session One: Nils Frahm & Company“ bereits ausverkauft und als ich dann auf der Launch Party für „Sheets Zwei“ vorsichtig anfragte, war die Gästeliste lange geschlossen. „Vielleicht über Facebook…?“ Je nun, Versuch macht klug, und tatsächlich: Die Ticketfee hieß Jack und ich weiß jetzt, was man unter „Face value“ versteht.

Ich werde nämlichem Jack noch lange dankbar sein, denn was da gestern abend in der Hall des Barbican Centre passierte, kann man noch am ehesten mit dem Ausdruck „not to be missed“ umschreiben. Über drei Stunden und mit Unterstützung von Anne Müller, Nonkeen (mit Andrea Belfi), dem von Kieran Brunt zusammengestellten und geleiteten Vokalensemble Shards und stargaze gab Nils Frahm alles – „a most ambitious concert“ indeed.

Es wird, so war es zuvor angekündigt, das letzte Konzert auf unbestimmte Zeit gewesen sein. Das kommt mir zugegebenermaßen nicht ganz ungelegen, denn nach Paris und London muß auch ich jetzt erstmal tief Luft holen.

Dennoch, die Frage „Wie ist das noch zu toppen?“ stellt sich nicht. Nils Frahm gehört zu jenen, bei denen man sicher sein kann: Es wird ihm etwas einfallen.

Was zuvor geschah

25. 5. 2016, Facebook (Nils Frahm)

„excited to announce that my second sheet music book SHEETS ZWEI will be released on the 29th of june and is available for pre-order. the book contains specially selected artwork by my father Klaus Frahm, illustrated instructions on how to prepare your piano and a digital pass to download audio copies of the titles featured in each book. enjoy!“

25. 5. 2016, Facebook (meine Chronik)

„This is excellent news (and hopefully will get me back to my piano).“

13. 6. 2016, Facebook (Piano Day)

„Dear piano lovers,
would you like to celebrate the launch of the second book of sheet music and art „Sheets Zwei“ together with Nils Frahm and friends in London and to play one of his pieces? Contact Manners McDade on FB or twitter before 16th June and they will choose 3 people at random to come to the party and make sure you have a fun evening!“

13. 6. 2016, Twitter

„Celebrating the release of ‚Sheets Zwei‘ in London, with @nilsfrahm? Yes, please!!! I’ll do ‚Ambre‘ (from ‚Sheets Eins‘).“

15. 6. 2016, Twitter

„We’d love you to play. Please contact us (details on website).“

In Concert: Nils Frahm & Ólafur Arnalds im Musée du Louvre

Wie also diese Nacht beschreiben? Dieses Konzert?

Ich kann von dem Aufbau der Bühne mit den unterschiedlichen Klaviaturen, Apparaturen und den vier Klobürsten, die auf dem Flügel bereitlagen, berichten. Von den aufgestellten Liegeklappstühlen, die unter dem Glasdach seltsam deplatziert wirkten und deren beständiges leises Knarzen zu dem Hintergrundsummen beitrug, das entsteht, wenn viele Menschen mehrere Stunden in Museumsakustik zubringen. Von denen unter den Konzertbesuchern, die statt „Une nuit“ möglicherweise „Une rave sous la Pyramide“ erwartet hatten und die kaum zu bändigen waren, sobald Nils Frahm oder Ólafur Arnalds ein wenig Rhythmus ins Spiel brachten (wobei die Security-Menschen des Musée du Louvre mehrfach sichtbar ins Schwitzen kamen). Ich könnte mich dabei auch und gerade mit Leuten wie dem zugedröhnten Blödian aufhalten, der auf dem Boden neben einer Bierpfütze hockend und sich eine Zigarette drehend beständig halblaut vor sich hin fluchte, während uns JR begleitet von Nils und Ólafur eine Geschichte erzählte.

Alles komplett zweitrangig und sowieso keine Art, um dieses einmalige Erlebnis zu erfassen: Wie Nils und Ólafur sich und uns in und durch diese Nacht brachten. Und wie das war, als die beiden gegen sechs Uhr morgens den Sonnenaufgang herbei spielten.

Merci beaucoup.

Hattrick

Und so ergab es sich also, dass per Stand heute Tickets an meiner Küchenpinnwand hängen für

  1. Nils Frahm mit Nonkeen in der Laeiszhalle (5. 5.),
  2. Ólafur Arnalds mit Kiasmos im Uebel & Gefährlich (13. 5.),
  3. Nils Frahm & Ólafur Arnalds im Musée du Louvre (29. 5.).
Une nuit sous la Pyramide
Une nuit sous la Pyramide

That escalated quickly.

In Concert: Federico Albanese im resonanzraum

Fabrizio Paterlini (1) ist quasi der kleine Bruder von Ludovico Einaudi (2)“, sagte mal jemand in meinem Beisein, der sehr viel Musik hört. Der Vergleich ist durchaus zulässig, auch wenn er hinkt. Federico Albanese (3) ist zumindest verwandt. Man könnte über dieses Dreigestirn beispielsweise sagen, dass (1) minimalistischer als (2) ist – und zwar nicht im Sinne des gleichnamigen Musikstils -, während (3) tatsächlich ein wenig Richtung Philip Glass tendiert. Man könnte diese ganze Vergleicherei aber auch einfach lassen. Und die Musik genießen.

„Blue Hour“, was für ein passender Name für das aktuelle Album. Auf Lamberts präpariertem Flügel klang es zauberhaft, aber auch die Originalversion überzeugte. Ein Cello dazu wäre schön gewesen. Beim nächsten Mal vielleicht.

resonanzraum
resonanzraum

Apropos „Cello“ und „nächstes Mal“: Wie genial ist denn bitte der resonanzraum? Der sieht mich wieder; das steht fest.

In Concert: Ludovico Einaudi und Ensemble in der Laeiszhalle

Die 1. Reihe in der 1. Loge des 2. Ranges der Laeiszhalle entpuppte sich heute wider Erwarten als perfekter Platz. Von dort aus sieht man die Bühne aus der Art Vogelperspektive, wie man sie aus Musikvideos kennt. Nur die Zoomstufe hätte etwas größer sein können. Sowieso, denn von der Höhe her ist das meine Schmerzgrenze. Ludovico Einaudi war zudem dankenswerterweise mit dem Rücken zum Publikum am Flügel positioniert und dann sitzt man dort sogar noch hinter den Boxen. Man hört die Musik also ungefähr so, wie auch die Musiker sie hören.

Signor Einaudi und sein Ensemble starteten verhalten. Aber spätestens bei der Solostrecke wusste ich wieder, warum ich fast 60 Euro für das Ticket in luftiger Höhe bezahlt und ca. 6 Monate vor dem Konzerttermin damit gerade eben den letzten Platz ergattert hatte, von dem aus man die Bühne noch einigermaßen einsehen konnte. „Nuvole Bianche“ motte ich hiermit ein. Ich werde das Stück nie wieder spielen können, ohne die Version im Kopf zu haben, die ich heute gehört habe. Ich kann das so nicht einmal ansatzweise reproduzieren. Das muss ich gar nicht erst versuchen, da kenne ich mein Limit.

Zu meiner Überraschung lernte ich heute außerdem zwei mir bis dato komplett unbekannte Musikinstrumente kennen: Eine Metallplatte, die, in einen Wasserbehälter getaucht, mit einem Schlägel geschlagen wird und ein Objekt, das wie ein schräg abgesägter Vogelkäfig mit Mittelstange aussah, mit einem Bogen gespielt wurde und ebenfalls Wasser enthielt. Keine Ahnung, wie die Dinger heißen. Eine Umfrage in Reihe 1 der Loge 1 brachte kein Ergebnis; wir hatten alle die gleichen Fragezeichen im Gesicht.

Eine andere Geschichte ist, warum ich beinahe mit einer Bohrmaschine unterm Arm zum Konzert gekommen wäre. Mir schien das unangemessen, weswegen ich es dann doch nicht tat. Das wäre nicht nötig gewesen: Auf der Bühne gab es nämlich außerdem noch eine (singende) Säge.

In Concert: Lambert auf Kampnagel

Mein Start in den Lambert-Konzertabend war etwas holprig, flatterte mir doch das schon vor Wochen erworbene Ticket auf dem Hinweg per Fahrrad aus der Manteltasche. Aber alles wurde gut, denn Internet ist super und Kampnagel sowieso.

Zur Hauptsache: Ich hatte mich auf überwiegend zartleise Klaviermusik in einer tendenziell mysteriösen Atmosphäre eingestellt. Womit ich nicht gerechnet hatte: vier große Spielkinder, eine Tuba – überhaupt, Bläser! – und viel Gelächter. Das war im besten Sinne unterhaltsam, gerade auch musikalisch.

Und morgen spiele ich ein paar Dutzend „H“s, den Aufruf des Bundesamts für Notenschutz zu unterstützen.