It takes two to tango

Es hilft nichts, ich muss doch darüber schreiben.

Zuerst lese ich es im Newsletter des Schleswig-Holstein Musik Festivals: Wir machen wieder Livekonzerte! Freude, schöner Götterfunken usw. usf.! Äh, Moment: „Für jedes dieser Konzerte stehen 125 ‚Duo-Karten‘ zur Verfügung, die jeweils zum Einlass von zwei Personen eines Haushalts berechtigen“. Ich zähle die Personen meines Haushalts und komme exakt bis eins. Und nun?

Als nächstes folgt die Elbphilharmonie mit „Sommer, Sonne, Konzertkino“. Buchbar sind die Ticketvarianten Wiesenfläche für 4 Besucher bzw. Strandkörbe oder Wiesenfläche für 2 Besucher – schönen Dank auch. Damit nicht genug: In-House-Konzerte können vorerst nur mit stark verringerter Besucherzahl angeboten werden. So weit, so verständlich. Der Corona-Saalplan des Großen Saals sieht bei 628 bestückbaren Plätzen allerdings gerade einmal 13 Einzelsitze vor, bei denen es sich weder um Rollstuhlbegleit- noch um unverkäufliche Dienst- und Direktionsplätze handelt. Im Kleinen Saal werden gar keine Einzelplätze angeboten. Euer Ernst?

Bei allem Verständnis dafür, dass man trotz der geltenden Beschränkungen möglichst viele Plätze besetzen will: Kulturfans treten nicht nur paarweise auf. Laut Statistikamt Nord werden 54,5% der Haushalte in Hamburg von nur einer Person bewohnt. Der Begriff „Minderheit“ ist in diesem Zusammenhang relativ.

Als Einpersonenhaushalt darf ich mir nun also aussuchen, ob ich doppelt löhnen oder auf das Abstandsgebot pfeifen soll. Beides für mich keine Option. Ich zahle aus Prinzip keine Einzelzimmerzuschläge, sondern trage mein Geld zu Unternehmen, die Alleinreisende nicht als Abweichung von der Norm verstehen. Da fange ich mit so etwas erst recht nicht bei Kulturveranstaltungen an – Corona hin, Hygiene her.

Was bleibt mir übrig? Da zu buchen, wo Einzelkämpfer erwünscht sind und nicht draufzahlen. Bei den Konzerten auf dem Lattenplatz des Knust zum Beispiel. Oder beim Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel.

Ansonsten bin ich im Lichte der neuen Erkenntnis sehr gespannt, was mit meinem (bereits bezahlten) Elbphilharmonie-Abo passiert. Hatte ich übrigens erwähnt, dass ich immer noch auf Ticketrückerstattungen warte?

2 Gedanken zu „It takes two to tango“

  1. Du hast mein vollstes Verständnis. Die Wut habe ich auch verspürt als es hieß zehn Leute aus zwei Haushalten dürfen sich treffen. Ich bin zwar noch mit meiner Tochter unterm Dach aber die will ja auch nicht zu den gleichen Veranstaltungen oder treffen wir ich.
    Und auch ich habe mir die Haushaltsstatistiken angeschaut und gedacht wie weltfremd sind diese Entscheidungen.
    Liebe Grüße Blanka

    1. Hallo Blanca,
      das mit dem „zehn Leute aus zwei Haushalten“ (ist ja inzwischen weiter gelockert worden) und den Abstandsregeln generell möchte ich gar nicht kritisieren. Das ist zwar alles total doof für Alleinlebende, aber es hilft ja nichts. Dem Virus ist es egal, was ich doof finde.
      Nur dass verschiedene (Konzert-)Veranstalter in ihren Hygienekonzepten Einpersonenhaushalte praktisch ausschließen, das ärgert mich. Aus Prinzip schon. Sowas muss nicht sein. Und mit Wirtschaftlichkeit kann mir da keiner kommen, wenn eh nur ein Bruchteil der Plätze besetzt werden darf.
      Immerhin bin ich mit meiner Verärgerung nicht allein. Hab da wohl einen Nerv getroffen…

Kommentare sind geschlossen.