Gut erzogen

Auf der Laufrunde. Die Spaziergängergruppe bestehend aus Mutter mit Kinderwagen, Kleinkind an der Hand und Golden Retriever nebendran erreicht die Wiese vorm Planetarium. Der Retriever dreht sich um und fixiert das Kleinkind in vorfreudiger Erwartungshaltung, angereichert mit einer Prise „Ich war doch auch immer soooo lieb!“ im Blick.

Das Kind wendet sich zur Mutter: „Ball!“

Klassischer Fall von gut erzogen.

Lage, Lage, Lage!

Auf der Laufrunde. Hinter mir joggt ein frisch gebackener Vater mit Kumpel, beide offenbar in der Versicherungsbranche. Es geht um Kitaplätze, wann und in welcher Form die Frau wieder zu Arbeiten anfangen will (und vor allem, wie der frisch gebackene Vater es gerne hätte) und um Immobilienerwerb im Hamburger Umland. Die Hauptvokabeln: „Safe“, „Anzapfen“ und „Am Ende des Tages“.

„Lage, Lage, Lage!“, denkt derweil Specht 3 und hämmert weiter an seinem Eigenheim in Sichtweite des Planetariums.

November

Ich stehe am Brunnen der Michelwiese und lausche mit einem halben Ohr der englischsprachigen Stadtführung. Im Sommer sitzen oft zwanzig Leute und mehr auf den Stufen unter den Bäumen und der Guide erzählt Störtebekers Ende als Mitmachtheater. Heute sind es immerhin noch drei Zuhörer, aber die Führung findet im Stehen statt, des feuchten Untergrunds wegen.

Ain't no sunshine

Der Sturm der letzten Tage hat das Weinlaub abgeräumt und die Trauben freigelegt. Auf der Wiese sitzt jetzt niemand mehr, die Mittagspäusler hasten mit hochgezogenen Krägen über den Platz und die Gassigeher halten ihre Hunde kurz.

Ich gehe ganz langsam einmal um den stillgelegten Brunnen herum und denke: Frühling, Sommer, Herbst & Winter.

Ain’t no sunshine.