Statt Postkarte (Extended Rostock-Version)

Blick von der Petrikirche
Blick von der Petrikirche
Rostocker Greif am Steintor
Rostocker Greif am Steintor

Ich war in Rostock und es hat mir nicht schlecht gefallen.

Blick auf das Feuer auf der Westmole
Blick auf das Feuer auf der Westmole
Blick vom Warnemünder Leuchtturm
Blick vom Warnemünder Leuchtturm
Teepott
Teepott
Umgangsbrunnen Warnemünde
Umgangsbrunnen Warnemünde
Alexandrinenstraße
Alexandrinenstraße

Warnemünde ist sehr hübsch, war allerdings am fraglichen Tage unglaublich überlaufen. Was auf den Bildern nicht so auffällt.

Gebäudeensemble des Klosters zum Heiligen Kreuz
Gebäudeensemble des Klosters zum Heiligen Kreuz

Weil sich das Wetter als zeitweise ziemlich biestig erwies, war ich ganz ungeplant auch im Kulturhistorischen Museum Rostock, das im ehemaligen Kloster zum Heiligen Kreuz untergebracht ist. Eine der 2021 neu konzipierten Dauerausstellungen erzählt die Geschichte der Stadt von 1200 bis 1850. Manchen mag die Konzeption recht textlastig vorkommen. Textlastigkeit muss indes nicht immer schlecht sein, vor allem, wenn es neben zweisprachigen Erläuterungen (deutsch/englisch) und Stationen für Kinder auch immer mal wieder Texte in einfacher Sprache gibt.

Familie Detharding
Familie Detharding

Ein Highlight ist die teils animierte Portraitwand mit Mitgliedern der Großfamilie Detharding, die, ursprünglich aus Herford stammend, die Stadt über lange Jahre geprägt hat. Sehr amüsant – eine TV-Serie über „Die Dethardings“ würde ich gucken!

Raubsüchtiger Tumulant
Raubsüchtiger Tumulant

Und eine neue Lieblingsbeleidigung habe ich nebenbei noch entdeckt.

Aus konservatorischen Gründen bedauerlicherweise nicht beziehungsweise nur als nicht ganz gelungen präsentierte Reproduktion zu sehen ist die rund 19 Meter breite „Vicke-Schorler-Rolle“, die zudem nicht im Kulturhistorischen Museum, sondern im Rostocker Stadtarchiv aufbewahrt wird. Sie stellt das Rostocker Stadtpanorama sowie Szenen aus dem Stadtleben und dem einiger Gemeinden außerhalb der Stadtmauern im 16. Jahrhundert dar. Quasi ein Urban Sketching-Projekt aus der frühen Neuzeit.

Dafür wird im Museum seit 2017 eine einzigartige, da weltweit größte Objektsammlung dieser Art dauerhaft gezeigt: Unter der Überschrift „Verfemte Moderne“ versammeln sich Teile eines Bestands von insgesamt 27 Gemälden, 6 Plastiken, 23 Aquarellen, 20 Zeichnungen und 538 Druckgraphiken aus dem Nachlass des Kunsthändlers Bernhard A. Böhmer, die als sogenannte entartete Kunst 1937 von den Nationalsozialisten aus deutschen Museen entfernt wurden.

Rudolf Belling: Kopf in Messing (Toni Freeden?) (1911)
Rudolf Belling: Kopf in Messing (Toni Freeden?) (1911)

Der „Kopf in Messing“ von Rudolf Belling gehörte beispielsweise bis zur Beschlagnahmung dem Museum Folkwang Essen.

Christian Rohlfs: Gasse in Soest (1906)
Christian Rohlfs: Gasse in Soest (1906)

Christian Rohlfs‘ „Gasse in Soest“ war ursprünglich in der Kunsthalle Kiel zuhause.

Ernst Barlach: Der Spaziergänger (1912)
Ernst Barlach: Der Spaziergänger (1912)

Auch Werke Ernst Barlachs sind in der Ausstellung vertreten: Bernhard A. Böhmer hatte sich als Kunsthändler Barlachs nach dessen Tod 1938 für dessen Werk, welches den Nazis ebenfalls als „entartet“ galt, eingesetzt. Wohl nicht ganz uneigennützig. Das Verhältnis der beiden Männer gilt als mindestens kompliziert.

Ebensowenig wie die Sammlung aus dem Nachlass Böhmers hatte ich – harter Schnitt, sorry – die Lederjacke, die Udo Lindenberg einst Erich Honecker geschenkt hat in Rostock vermutet. Gesehen habe ich die in der Ausstellung allerdings nicht.

Der Eintritt in das Museum ist (mit Ausnahme einzelner Sonderausstellungen) frei. Sehr schön ist auch den kleinen Laden der Klosterfaktoreien nebenan und auch das Café Kloster sah nett aus, war aber zum Zeitpunkt meines Eintrittsversuchs bereits vollkommen ausgelastet.

Und wo die Postkarte nun schon so ausgeufert ist: Auf kulinarischen Gebiet empfehlen kann ich die Pasta im Central, den Kuchen im Waldenberger und sowieso den Blauen Esel. Nicht überzeugt haben mich dagegen der Burger im Otto’s Restaurantschiff und die Fischfritten von Backfisch-Tilo (Warnemünde). Eine weitere Entdeckung werde ich nicht teilen – der Laden ist nämlich winzig und ich möchte dort auch beim nächsten Besuch noch spontan einen Platz bekommen können!