#EisZeitenHH

Da ist noch nachzutragen, dass es mich gestern zum ersten Mal ins Museum für Völkerkunde Hamburg verschlug, zum Social-Media Abend zur Doppelausstellung „EisZeiten“. Ohne die bestehende Verbindung zum Archäologischen Museum Hamburg wäre das wohl nicht passiert, denn die Rothenbaumchaussee ist sonst nicht so meine Gegend (wenn ich nicht gerade beim Halbmarathon mitlaufe).

Einen Tag nach Ausstellungseröffnung wurden dort gestern Blogger, Instagrammer, Twitterer und überhaupt, Social Media-Menschen begrüßt, mit #EisZeitenHH-Bier, Brezeln und #EisZeitenHH-Eis bewirtet, mit WLAN versorgt, durch die Ausstellung geführt und aufgefordert, hemmungslos zu tippen, zu filmen und zu fotografieren. Mit großer Resonanz: die Social Media Wall glühte, dass es eine wahre Pracht war.

Bei der Doppelausstellung thematisiert das Museum für Völkerkunde unter dem Titel „Die Menschen des Nordlichts“ die Lebensweise der Volksgruppen nördlich des Polarkreises. Dabei ist „zirkumpolar“ der zentrale Begriff: In der Ausstellung wird nicht nach einzelnen Volksgruppen unterschieden, sondern nach Lebensbereichen. Diese enthalten jeweils Exponate verschiedener Herkunft und beweisen eindrucksvoll, wie wenig Relevanz von Menschen gezogene Landesgrenzen unter klimatisch herausfordernden Bedingungen letztlich haben.

Nicht nur dort, sondern auch im zweiten Ausstellungsteil, „Die Kunst der Mammutjäger“ (Archäologisches Museum Hamburg), gibt es spektakuläre Ausstellungsstücke aus der Kunstkammer St. Petersburg zu sehen. So z. B. eine geschnitzte Frauenfigur aus der Zeit von 21.000 bis 19.000 v. Chr., also richtig, richtig alt. Das ist schon sehr speziell, man sollte sich das vielleicht mal anschauen. Die Dame und ihr Gefolge reisen in ihrem Alter nicht mehr so gern und wer weiß, ob jemals wieder.

Mein Lieblingsstück steht allerdings jetzt schon fest: die Kopfbedeckung der Alutiiq-Jäger in Seehundsform. Ich bin verliebt!

Tag des offenen Denkmals

Wo ich eh gerade noch im Touri-Modus war: Heute ist Tag des offenen Denkmals! Mein Programm: Ballinhaus (Hapag-Lloyd, Führung), Handelskammer Hamburg (Führung), Commerzbibliothek (Führung), Hühnerposten 1 (Hamburger Öffentliche Bücherhalle, Führung), „Rathaus der Speicherstadt“ (HHLA, Führung) und Brahms Kontor (Führung).

So ein gelegentlicher Touristenblick auf die Wahlheimat ist ja außerordentlich lehrreich, zumal für mich als relative Neubürgerin.

Handelskammer Hamburg
Handelskammer Hamburg

So erfuhr ich unter anderem, dass die Stadt Hamburg zu kniepig war, das ihr nach dem Zweiten Weltkrieg abhanden gekommene und mehrfach zum Kauf wieder angebotene Stadtsiegel zu erwerben. Es wurde letztlich von der Hubertus-Wald-Stiftung in Zusammenschluss mit einem Konsortium von Hamburger Kaufleuten und Unternehmen gekauft und ist seit 2013 in den Räumen der Handelskammer ausgestellt – in einer Vitrine, und das ist ein hübsches Detail, die baugleich mit derjenigen ist, die die Nofretete in Berlin beherbergt.

Brahms Kontor
Brahms Kontor

Was ich auch nicht wusste: Der Hühnerposten 1, jetzt hauptsächlich als Zentralbibliothek der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen genutzt, war früher ein Postamt mit direktem Gleisanschluss. Und wer einmal etwas über die Baugeschichte des Brahms Kontor gehört und Bilder der diversen (dankenswerterweise) nicht realisierten Entwürfe gezeigt bekommen hat, sieht dieses Gebäude künftig mit anderen Augen. Von den spektakulären Foyers und Treppenhäusern mal ganz abgesehen.

Das Rathaus der Speicherstadt (HHLA)
Das Rathaus der Speicherstadt (HHLA)

Außerdem weiß ich jetzt, wo die HHLA ihren Notgroschen lagert!

London (Part II): Tag 7 & 8

Am Tag 7 ist mir etwas die Puste ausgegangen, daher jetzt Tag 7 und Tag 8 als Nachlese.

Tag 7: Tower of London.

Tower of London
Tower of London

Doch, da kann man einen ganzen Tag verbringen! Einplanen sollte man zumindest einen halben. Ich startete um 11 Uhr mit der zweistündigen London Walks-Führung, noch eben fix einen Raben fotografieren (er saß da gerade so günstig), ein Sandwich und Fruit Scone im „New Armouries Café“, dann Kronjuwelen, White Tower, Beauchamp Tower, Tower Tortures, über den Wall spazieren, Eis essen, fertig. Es hätte noch „Coins and Kings“, den „Medieval Palace“ und das „Fusilier Museum“ gegeben, aber man kann halt eben nicht alles usw. usf.

Guarding the Crown Jewels
Guarding the Crown Jewels
Henry VIII and his six wives
Henry VIII and his six wives

Die Raben sind für Großbritannien etwa das, was die Schwäne für Hamburg sind. Der Legende nach müssen mindestens sechs Raben im Tower sein, sonst fällt die Monarchie. Deswegen wird ein hauptamtlicher Ravenmaster beschäftigt und es gibt eine Aufzuchtstation in Somerset, wo „Raven babies on demand“ vorgehalten werden. Man wird ausdrücklich gewarnt, den Vögeln nicht zu Nahe zu treten, was diese aber überhaupt nicht stört: Der hübsche Poser auf meinen Fotos ist mir bei unserer kleinen Fotosession fast auf die Hand gehüpft.

Towerrabe Jubilee
Towerrabe Jubilee

Tag 8: „Changing of the Guard“ am Buckingham Palace & Shopping Tour.

Changing of the Guard
Changing of the Guard
This is not Abbey Road
This is not Abbey Road

Eigentlich wollte ich nur noch schnell ein Foto von der Vorderseite des Palasts machen und wunderte mich, als ich gegen viertel vor 11 einen stetig wachsenden Menschenauflauf nebst Polizei (beritten, auf Fahrrädern, zu Fuß) und Absperrgittern vorfand. Da war nichts mit der Queen oder so, das war einfach nur „Changing of the Guard“! Sich da in die Reihen zu stellen ist ungefähr so sinnvoll, wie das Schlepperballett beim Hafengeburtstag in Hamburg angucken zu wollen. Die wahre Attraktion ist der wohl größtmögliche Touristen-Auflauf, den man in der Stadt erleben kann. Krasses Spektakel.

Sold out
Sold out

Dann war ich noch bei Hatchards und bei Waterstones und ganz kurz noch bei Fortnum & Mason und dann musste ich auch schon los zum Flughafen.

London (Part II): Tag 6

The Sky Garden, Leadenhall Market, Old Spitalfields Market, Rough Trade East und die BBC Proms in der Royal Albert Hall.

20 Fenchurch Street...
20 Fenchurch Street…
... The Sky Garden
… The Sky Garden

Eigentlich war ich durch mit der City, aber ich hatte den Besuch im „Sky Garden“ von 20 Fenchurch Street fest vorgebucht, auf mehrfache Empfehlung hin. Ihr hattet alle recht: sensationell und für lau! Nur rechtzeitig reservieren muss man.

Diagon Alley (Winkelgasse)
Diagon Alley (Winkelgasse)

Als Nebeneffekt konnte auf dem Fußweg von dort Richtung Spitalsfield die City in Wochentagsaktion erleben: ein völlig anderes Bild. Außerdem entdeckte ich den Leadenhall Market, der mich ein bisschen an den „Victorian Walk“ im Museum of London erinnerte. Ich fühlte mich fast wie in einer Filmkulisse. Wie ich später erfuhr, stand ich tatsächlich in einer: Stichwort Harry Potter.

Old Spitalsfield Market
Old Spitalsfield Market
Street Art
Street Art

In Spitalsfield stolperte ich dann noch über Rough Trade East. Das entschädigte mich mehr als reichlich dafür, dass ich das irgendwo in der Nähe gelegene und auf meiner Karte eingezeichnete Museum of Happiness partout nicht finden konnte.

Royal Albert Hall
Royal Albert Hall
BBC Proms
BBC Proms

Über den Besuch des Prom 70-Konzerts (Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin, Mozart & Bruckner) in der Royal Albert Hall am Abend und die „Grand Public Tour“ zuvor könnte ich jetzt noch einen halben Roman schreiben. Mach ich vielleicht auch mal irgendwann.

London (Part II): Tag 5

Buckingham Palace, Hyde Park und Harrods.

Buckingham Palace
Buckingham Palace
Cream Tea at the Garden Café
Cream Tea at the Garden Café
Royal Geese
Royal Geese

Jetzt weiß ich, warum der Besuch des Buckingham Palace mit dem Slogan „A Royal Day Out“ beworben wird: Für den Besuch der State Rooms mit der sagenhaften „Fashioning a Reign“-Ausstellung, der „Garden Highlights Tour“, den Cream Tea im Garden Café und das ausführliche Stöbern im Palace Shop brauchte ich insgesamt gut viereinhalb Stunden. Dabei hatte ich die „Queen’s Gallery“ und die „Royal Mews“ noch ausgelassen. Prädikat: für Eilige (und Spontanbucher) ungeeignet! Das ist ein ausdrückliches Kompliment.

Corgis looking for a new home at the Palace Shop
Corgis looking for a new home at the Palace Shop

Den anschließenden Spaziergang durch den Hyde Park kürzte ich dafür drastisch ab, um mir dann bei Harrods die totale Reizüberflutung zu geben. Im zweiten Stock, bei den Luxusstehrumchen & -staubeinchen, steht dort ein alter Bechsteinflügel nebst Klavierbank, beide von Baldi in Lapislazuli und Blattgold dekoriert. Der Flügel soll £250,000 kosten, die Klavierbank immerhin noch schlappe £15,499. Mein Interesse blieb nicht unbemerkt und man bot mir an, das gute Stück anzuspielen. Das war ernüchternd: It was badly out of tune. Tatsächlich ein reines Dekoobjekt.

Harrods
Harrods
Walk like an Egyptian
Walk like an Egyptian

Klaviere werden bei Harrods ansonsten übrigens nicht mehr verkauft; die Abteilung, eine der ältesten des Hauses, wurde 2013 nach 118 Jahren geschlossen. Es rentierte sich nicht mehr.

London (Part II): Tag 4

City of London mit Monument, Royal Stock Exchange und Bank of England, „Meet The Composer: Peter Broderick ‚Partners'“, Camden Market und „London’s Burning“.

We didn't start the fire
We didn’t start the fire
On sale
On sale

Was vom historischen Stadtkern übrig ist, ist größenteils übel verbaut, ungemütlich, außerhalb der Bürozeiten bis auf ein paar versprengte Touristen menschenleer und dass heute im weiten Umkreis nicht ein einziges der öffentlichen Klos zugänglich war, hat nicht zur Steigerung der Gastlichkeit beigetragen. Mit dem Teil der Stadt bin ich durch – danke, reicht; den Rest ziehe ich mir aus Büchern.

Umso erbaulicher war dafür die Veranstaltung „Meet the Composer“ mit Peter Broderick im Brilliant Corners. Als bekennendes Erased Tapes-Fangirl konnte mir das nicht entgehen lassen und überhaupt, die Idee der Classic Album Sundays, abgefahren reizvoll, wann gibt’s das in Hamburg? Aber zurück zu Peter Broderick. Der stellte sich gut gelaunt den Fragen von Colleen „Cosmo“ Murphy und der anwesenden Zuhörer, gab hilfreiche Tipps zu seinem Steckenpferd, der Pflanzenwelt („The dandelion is just a great plant to hang out with!“) und spendierte nach der Session Makronen für alle (die mich aus der drohenden Unterzuckerung retteten). Während wir lauschten, hatte er genügend Zeit zum Einkaufen: Er hat „Partners“, sein neues Album, nach der Aufnahme nämlich bisher nicht angehört und auch nicht vor, dies zu tun. Um, das nur als Kurzversion, nicht Gefahr zu laufen, im eigenen Saft zu schmoren. Der Zufall war ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung des durch die Musik von John Cage inspirierten Albums und der Zufall wollte es auch, dass es eine feueralarmbedingte Unterbrechung gab und die Platte (we’re talking vinyl here) trotz feinsten Audioequipments deutlich hörbar knisterte, an einer Stelle sogar sprang. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Welcome to Camden
Welcome to Camden
Camden Market
Camden Market
"Madam, just mind the gaps, will you?"
„Madam, just mind the gaps, will you?“

Zum Camden Market sind es von Dalston Kingsland nur vier Stationen mit der Overground. Ein echtes Kontrastprogramm: von leise, minimal und zurückgenommen auf bunt, laut und wuselig in weniger als 15 Minuten. Ganz großartig ist es da und wenn ich eines Tages einmal viel Geld habe und noch mehr Mut, meinen (Bekleidungs-)Stil radikal zu ändern, dann werde ich wieder hinfahren und dort einkaufen.

Camden Town
Camden Town

Dieses Jahr begeht London den 350. Jahrestag des „Great Fire of London“ (wer nicht rechnen will: 1666). Ganz genau war das am 2. September, also vorgestern. Unter dem Titel „London’s Burning“ fanden daher bis einschließlich heute zahlreiche Veranstaltungen statt. Als Schlusspunkt wurde vorhin auf der Themse ein auf einer Schute installiertes Holzmodell des alten Londoner Stadtkerns feierlich in Brand gesetzt. Dazu war nicht nur die Themse, sondern auch Uferstraßen gesperrt und nicht ohne Grund, denn die Leute kamen in Strömen. Offiziell wurde keine Musik dazu gegeben, aber unter den Wartenden wurde der mögliche Soundtrack ausführlich diskutiert. Unter den Favoriten waren The Clash, Arthur Brown und Johnny Cash.

London (Part II): Tag 3

St. Katherine Docks, Tower Bridge, Borough Market, The Great River Race und das Museum of London.

Royal Liegeplatz
Royal Liegeplatz
Penny Ice Cream
Penny Ice Cream
Statt Postkarte
Statt Postkarte
Pulled pork
Pulled pork
There's no Übersetzung for Bienenstich
There’s no Übersetzung for Bienenstich
The Great River Race
The Great River Race
"Wow! That's a lot of boats."
„Wow! That’s a lot of boats.“

Letzteres ohne Abbildung, wobei ich gerne mindestens ein paar Bilder von einzelnen Beschriftungen der Objekte und Tafeln gemacht hätte, unter anderem: „All Along the Watchtower“ (London Wall), „The French Connection“, „The Italian Job“, „Vorsprung durch Technik“ (Handelsobjekte aus Europa), „Who Pays the Ferryman?“ und „Ashes to Ashes“ (Begräbnisstätten und -rituale). Hatte was.

London: Kleine photographische Nachlese

Apple Market
Apple Market
Hats off
Hats off
Borough Market
Borough Market
Choose your favourite
Choose your favourite
Every bit as magical as you'd expect: Daunt Books
Every bit as magical as you’d expect: Daunt Books
"Gürkchen dazu?"
„Gürkchen dazu?“
Cutty Sark
Cutty Sark
The Octagon Room
The Octagon Room
Guess where
Guess where
Bottled
Bottled
Figurative
Figurative

Was bei der photographischen Nachlese leider fehlt: Bilder von der großartigen Führung mit London Walks durch Westminster Abbey. Da drin darf man nämlich nicht knipsen. Auch nicht ohne Blitz.

Zu Beginn der Führung standen wir übrigens noch im Kreuzgang, als mir das Wort „Pianoforte“ direkt unter meinen Füßen ins Auge stach. Die komplette Inschrift der Grabplatte lautet:

Muzio Clementi
called
the father of the pianoforte
his fame as a musician
and composer
acknowledged throughout Europe
procured him the honour
of a public interment
in this cloister
born at Rome 1752
died at Evesham 1832

In Concert: Nils Frahm & Ólafur Arnalds im Musée du Louvre

Wie also diese Nacht beschreiben? Dieses Konzert?

Ich kann von dem Aufbau der Bühne mit den unterschiedlichen Klaviaturen, Apparaturen und den vier Klobürsten, die auf dem Flügel bereitlagen, berichten. Von den aufgestellten Liegeklappstühlen, die unter dem Glasdach seltsam deplatziert wirkten und deren beständiges leises Knarzen zu dem Hintergrundsummen beitrug, das entsteht, wenn viele Menschen mehrere Stunden in Museumsakustik zubringen. Von denen unter den Konzertbesuchern, die statt „Une nuit“ möglicherweise „Une rave sous la Pyramide“ erwartet hatten und die kaum zu bändigen waren, sobald Nils Frahm oder Ólafur Arnalds ein wenig Rhythmus ins Spiel brachten (wobei die Security-Menschen des Musée du Louvre mehrfach sichtbar ins Schwitzen kamen). Ich könnte mich dabei auch und gerade mit Leuten wie dem zugedröhnten Blödian aufhalten, der auf dem Boden neben einer Bierpfütze hockend und sich eine Zigarette drehend beständig halblaut vor sich hin fluchte, während uns JR begleitet von Nils und Ólafur eine Geschichte erzählte.

Alles komplett zweitrangig und sowieso keine Art, um dieses einmalige Erlebnis zu erfassen: Wie Nils und Ólafur sich und uns in und durch diese Nacht brachten. Und wie das war, als die beiden gegen sechs Uhr morgens den Sonnenaufgang herbei spielten.

Merci beaucoup.