„Nennt mich Ismael.“

So lautet einer der berühmtesten Romananfänge, nämlich der von – wer weiß es, wer weiß es? Richtig: „Moby Dick oder Der (weiße) Wal“ von Herman Melville. Der Stoff ist gerade ziemlich en vogue in meiner Wahlheimat, steht er doch innerhalb weniger Tage sowohl im Thalia Theater als auch im Schauspielhaus auf dem Spielplan. Während jedoch im Thalia eine ortsübliche Theaterinszenierung zur Aufführung kommt, sahen wir im Schauspielhaus eine musikalische Lesung mit Ulrich Tukur am Text und Sebastian Knauer am Konzertflügel.

Eigentlich eine Idealbesetzung. Und ein schlagendes Konzept: Ulrich Tukur zaubert eine Kompaktversion des sattsam bekannten Stoffs aufs Parkett, während Sebastian Knauer diese mit Stücken unter anderem von Franz Liszt, Modest Mussorgsky, Antonin Dvorak, Fréderic Chopin und Scott Joplin untermalt. Und doch ließen mich die knapp 90 zugegebenermaßen furiosen Minuten seltsam unbefriedigt zurück. Dabei waren die Textpassagen perfekt gewählt: Ismael und Queequeg werden vorgestellt, man erfährt einiges über Nantucket und das Schiff, die Pequod und schließlich auch über dessen Kapitän Ahab, alles hübsch nach der Reihenfolge des Auftretens auch im Roman. Dann aber geht alles ganz fix: Moby Dick wird gesichtet und kaum bekommt man mit, dass nicht nur die ausgesetzten Walfangboote, sondern auch die Pequod selbst versenkt wird, da hat es Ahab auch schon  aus dem verbleibenden Boot gerissen, Ismael findet Queequegs Rettungskanu – und Schluss.

Nennt es Jammern auf hohem Niveau, aber irgendwie fehlte mir da der Mittelteil. Und die Zwischentöne.

In Concert: „Hamburger Pianosommer“ in der Staatsoper Hamburg

Was passiert, wenn Joja Wendt, Axel Zwingenberger, Martin Tingvall und Sebastian Knauer zum „Hamburger Pianosommer“ in die Staatsoper Hamburg einladen?

Vier grandiose Mini-Sets unterschiedlicher Stilrichtungen, diverse Duette sowie musikalische Staffelläufe, von denen einer in einem achthändigen Boogie Woogie nach Rachmaninoff auf zwei Konzertflügeln mündete. Sowas glaubt man ja auch erst, wenn man es sieht und hört.

Das war eine äußerst gelungene, hochklassige und sehr unterhaltsame Werbeveranstaltung für Steinway & Sons! Wobei das Product Placement, nun ja, die Viecher stehen eh überall in der Welt immer dann auf den Bühnen, wenn es darauf ankommt. Von daher: passt schon, gerne wieder!