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Worüber ich in den letzten Tagen mangels Zeit, Ruhe und Konzentration nicht gebloggt habe:

Gestern Abend hätt‘ ich können, aber da habe ich diverse Trockenfrüchte in Alkohol eingelegt. Und heute Plätzchen gebacken.

Muss an der Jahreszeit liegen.


*) des laufenden Jahres

In Concert: Das PianOrquestra in der Elbphilharmonie

Wer erinnert sich noch an die Piano Guys? Die traten im Dezember 2013 sogar in der Laeiszhalle auf, unter anderem mit diesem Titel:

Das hat mir durchaus gefallen, wenn es auch als eine ziemlich (nord-)amerikanische Shownummer daherkam: Die zugegebenermaßen spektakulären Videos liefen parallel zur Livedarbietung auf einer Leinwand mit und dem Publikum wurde überdies nicht vorenthalten, dass alle Mitglieder des Ensembles tiefgläubige Mormonen sind. Allein, die Herren haben sich inzwischen mit ihrem Auftritt bei Donald Trumps Amtseinführung ins Aus geschossen. Schade eigentlich.

Wie komme ich drauf? Ach ja, das „Blind Date“ gestern in der Elbphilharmonie! Da stand zunächst ein großer Flügel im Raum und sonst nicht viel anderes, aber dann kamen 5 Menschen mit 10 Händen dazu und führten die Idee mit dem Klavier als Orchester auf ein ganz neues Level. PianOrquestra, gegründet und geleitet vom Pianisten und Perkussionisten Claudio Dauelsberg, stammen aus Brasilien und das hört man sehr deutlich. Nichtsdestotrotz wurden daneben auch ruhigere und Solotöne präsentiert, u. a. von Arvo Pärt, Johannes Brahms und Claude Debussy. Auch beim Auftritt von PianOrquestra, soweit reicht die Parallele noch, spielten Einblendungen und Videoausschnitte mit – ohne die Kamera über dem Flügel hätte man vieles gar nicht mitverfolgen können. Sehr praktisch, gerade auch für die hinteren Reihen. Einzig der tänzerischen Einlagen hätte es meiner Meinung nicht unbedingt noch bedurft. Die Kreativität und Spielfreude von Dauelsberg und seinen vier Mitstreiterinnen sprach für sich.

Mit meiner Begeisterung war ich nicht allein und ich betrachte die „Blind Dates“, sofern möglich, künftig als feste Einrichtung in meinem Konzertkalender. Mein nächstes wird im April 2019 sein.

„Drei Engel für Charlie“? The Show must go on!

Irgendwas ist anders im Foyer des Großen Saals der Elbphilharmonie in dieser Woche. Einigen Treppengeländern sind plötzlich Leuchtstoffröhren gewachsen, seltsame Gerätschaften stehen herum, Bereiche sind abgesperrt, Menschen eilen durch die Menge, die absolut nicht nach Konzertpublikum aussehen. Des Rätsels Lösung: Hollywood goes Elphi – gedreht wird für das anstehende Reboot von „Drei Engel für Charlie“ im Kinoformat. Vermutlich eine äußerst lukrative Nebeneinnahme fürs Haus und warum auch nicht. Spektakulär genug ist es ja und wird als Filmlocation sicherlich so einige Begehrlichkeiten geweckt haben.

Währenddessen läuft der Konzertbetrieb unverdrossen weiter und ich war mal wieder mittendrin: Am Montag bei Pierre-Laurent Aimard, Tabea Zimmermann und Adam Walker unter dem Motto „Concord-Sonate – Schwerpunkt Charles Ives“ und gestern war es Ólafur Arnalds, der sein neues Album „Re:member“ vorstellte. Aber der Reihe nach.

Seit ich den Film „Pianomania“ gesehen hatte, wollte ich Pierre-Laurent Aimard spielen sehen und hören. Anlass der Konzertwahl war also der Künstler, nicht das Programm. Wobei mir Charles Ives, die Hauptperson des Abends, durchaus in Erinnerung geblieben ist, immerhin war sein Werk „The unanswered Question“ das allererste Musikstück, welches ich im Großen Saal hörte. Da in der „Concord-Sonate“, obwohl prinzipiell als Klavierstück konzipiert, optional je ein paar Takte Bratsche und Querflöte vorgesehen sind, wurde Aimard von Tabea Zimmermann und Adam Walker unterstützt. Es lag daher nahe, auch die „Sonate für Viola und Klavier op. 147“ von Dmitri Schostakowitsch ins Programm zu nehmen und beide Halbzeiten mit je einem Solostück für Querflöte beginnen zu lassen. Mit den Flötentönen von Edgard Varèse und Elliot Carter konnte ich wenig anfangen und für den Schostakowitsch fehlte mir aus unerfindlichen Gründen die Geduld – ja, ich weiß, nicht nett von mir, aber auch beim Zuhören gibt es so etwas wie Tagesform. Dafür zündete der Programmhöhepunkt umso gewaltiger. Charles Ives war Komponist im Nebenberuf, wirtschaftlich unabhängig und scherte sich weder um musikalische Konventionen noch um die Erwartungen des Publikums. Die Bezeichnung „unkonventionell“ ist zwar reichlich überstrapaziert und keinesfalls ein Qualitätsgarant. Auf die Musik von Charles Ives trifft sie hingegen ohne jegliche Abstriche zu. Das Programmheft wird der Komponist mit diesem Satz zitiert: „Warum die Tonalität als solche verworfen werden sollte, will mir nicht einleuchten. Warum sie immer herrschen sollte, auch nicht.“ Der Mann ist mir sympathisch! Seine „Concord-Sonate“ auch, und Pierre-Laurent Aimard mit ihr in seinem pianomanischen Element. Volle Punktzahl – so ungefähr hatte ich mir das vorgestellt.

Ólafur Arnalds live, ohne Kiasmos oder Nils Frahm, nur mit seiner Musik und dazu ausgesuchtem Ensemble, das ist lange her. Das war zuletzt im September 2015, mit Alice Sara Ott und dem „Chopin Project“ im kleinen Saal des Laeiszhalle. Schon damals hatte sich Arnalds nicht auf das Chopin-Programm beschränkt und es durch ältere Stücke ergänzt. So auch bei der Vorstellung von „Re:member“. Ich erkannte zweimal „Broadchurch“, zweimal „Living Room Songs“ und ein Stück aus „The Chopin Project“; alles, was mich zielsicher durch Zeit und Raum zu katapultieren vermag, war dabei. Bei „Beth’s Theme“ habe ich vom ersten Ton an die Gesichter von David Tennant, Olivia Colman und Jodie Whittaker vor der eindrucksvollen Jurassic Coast vor Augen und „Near Light“ befördert mich nach all der Zeit immer noch in Sekundenbruchteilen ins Berlin der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts.

Hauptattraktion sowohl des Konzerts als auch des Albums „Re:member“ sind die beiden digital-mechanischen Klaviere, die zu Recht einen prominenten Platz auf der Bühne erhielten.

Die Kurzfassung des Videos, in Anlehnung an des Künstlers Twitterbiographie (per Stand Oktober 2018): „His pianos go bleep bloop“. Das klingt nicht nur zauberhaft, es ist auch ein faszinierender Anblick; insbesondere weil die Klaviere deutlich zeitverzögert auf Arnalds‘ Input reagieren. Wie ein stets neu variiertes Echo.

Apropos Echo, ich habe bisher im Großen Saal der Elbphilharmonie selten ein (mehrheitlich) derart auf Bühne und Musik konzentriertes Publikum erlebt. Nach der Zugabe „Lag Fyrir Ömmu“ hätte man sekundenlang die buchstäbliche Stecknadel fallen hören können. Der Applaus (Standing Ovations!) setzte erst ein, nachdem sich Ólafur Arnalds aus seiner musikalischen Versunkenheit, die noch eine ganze Weile nach dem Verklingen des letzten Tons angehalten hatte, regte. Das wünschte ich mir für alle Veranstaltungen in diesem Raum.

Auf der Webseite der Elbphilharmonie ist dazu mittlerweile ein sehr hilfreicher Text veröffentlicht worden, auf den man als Konzertbesucher sogar per E-Mail hingewiesen wird (zumindest wenn es sich um eine Veranstaltung der HamburgMusik gGmbH handelt und man die Karten direkt im Webshop gekauft hat). Es scheinen ihn aber bedauerlicherweise immer noch nicht genügend Menschen gelesen zu haben – von Beachten ganz zu schweigen.

In Concert: Svavar Knútur im Knust

Musik kann, mit Verlaub gesagt, ein ziemliches Arschloch sein. Dann nämlich, wenn sie mit der Erinnerung an ein großes Unglück verbunden ist – oder, noch schlimmer, an ein großes Glück, was sich erst im späteren Verlauf als Unglück entpuppt.

Musik kann aber auch zum Rettungsanker werden. Vor ein paar Jahren, an einem denkwürdigen Dezemberabend, fand ich mich in der Pony Bar bei einem Konzert von Svavar Knútur wieder, in einer Stimmung, in der man unter Leuten eigentlich nichts zu suchen hat. Da stand er, dieser isländische Troubadour, und beförderte mich mit einer einzigartigen Mischung aus zwerchfellerschütternd-grotesken Geschichten und zauberhaft-melancholischen Songs aus meinem Ausnahmezustand.

Die Erinnerung an diesen Abend ist zugleich schmerzhaft und heilsam und sie ist bei jedem Konzertbesuch wieder mit dabei. Was mich keineswegs davon abhält, ganz im Gegenteil: Gestern war es wieder so weit.

Svavar ist aktuell noch bis 6. 10. in Deutschland unterwegs. Tut ihm, mir und euch einen Gefallen und geht hin.

Internationales Sommerfestival 2018 auf Kampnagel

Jetzt ist es mir über der Nachbetrachtung des diesjährigen Internationalen Sommerfestivals doch tatsächlich Herbst geworden, allen guten Vorsätzen zum Trotze. Es ist ein Kreuz.

Internationales Sommerfestival

In diesem Jahr hatte ich trotz mehrfachen Besuchs das Gefühl, das Festival nur ganz am Rande gestreift zu haben. Einige für mich hochinteressante Veranstaltungen konnte ich aufgrund von Terminkollisionen leider nicht wahrnehmen und ein spontan gefasster Entschluss fiel dummerweise dem noch spontanerem Totalausfall meiner Waschmaschine zum Opfer („Cuckoo“ von Jaha Koo nämlich). Immerhin, zu viermal Sommerfestival hat es gereicht, und alles war wieder dabei: Musik, Tanz, Theater, Performance. Aber der Reihe nach.

Malpaso Dance Company: Triple Bill

Eine Überschrift hatte dieser Abend zwar, aber keinen roten Faden – wenn man mal von den Protagonisten absieht. Mit den Stücken von Aszure Barton, Osnel Delgado und Cecilia Bengolea sowie der musikalischen Begleitung durch Arturo O’Farrill lieferte die Company vielmehr eine Art Vielseitigkeitsprüfung ab. Beim „Indomitable Waltz“ entzückte zwar die Musikauswahl (u. a. Michael Nyman und Nils Frahm), das Stück hinterließ mich dennoch rätselnd. Gruppen- und Soloszenen wechselten sich ab mit Zweier- und Dreierkonstellationen. Waren Beziehungen das Thema? Falls ja: Zwischenmenschliche? Das Programmheft half da nicht weiter. Die Musik des Jazzoktetts unter der Leitung von Arturo O’Farril war das dominierende Element bei „24 Hours and a Dog“. Sowohl die Tänzer als auch ein eventuell vorhandener tieferer Sinn wurden in Windeseile zweitrangig. Vielleicht nicht ganz der Sinn der Übung, dafür aber umso mitreißender. Das drang sogar durch das außerordentlich herausfordernde Raumklima (Motto: „Heiß, heißer, K6“). Außerdem: Eine Latin-Version des irischen Traditionals „She moved through the fair“ klingt unmöglich, ist es aber nicht – zumindest, wenn man es so kann wie Arturo O’Farril und seine Mitstreiter. Den Schluss bildete „Liquidotopie“, die Auftragsarbeit Cecilia Bengoleas. Yoruba, jamaikanischer Dancehall sowie die Bewegungen von Oktopussen wurden als Inspiration genannt. Meinem Geschmack nach zu viele Ideen für ein Stück, das Oktopusthema hätte vollkommen ausgereicht. Musikalisch und choreographisch war das nicht durchgängig; der Mittelteil wich zu sehr ab und es wurde nur beinahe eine Geschichte erzählt. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir der Solosänger unter den Tänzern, der auch im Kopfstand noch weitersang. Ein klein wenig effekthascherisch, aber nichtsdestotrotz beeindruckend.

Fazit: Schön und gut, aber, und ich bemerkte es bereits im letzten Jahr, die Eröffnungsveranstaltung ist nicht das Sommerfestival. Kann man vielleicht auch nicht erwarten. Wobei der Begrüßungssekt schon nett ist. Und das Schaulaufen und die Reden, diesmal gar mit Erstem Bürgermeister! Den ich noch so wenig präsent habe, dass er mir erst durch die Anwesenheit mehrerer Personenschützer ins Auge fiel. Ob es ihm gefallen hat?

Ho Tzu Nyen: The Mysterious Lai Teck

Das war meine P1-Premiere! Empfohlen hat sich mir der Raum allerdings nicht: Klein, eng und stickig kam er daher. Ein Teil des Abstrichs muss zwar der Witterung zugerechnet werden, aber in den anderen Sälen ist mehr Platz pro Person eingeplant, und das spielt eben auch eine Rolle. Nach zwanzig Minuten traten Technikschwierigkeiten auf und das Programm musste neu gestartet werden. Die Untertitel waren anstrengend, dazu kam eine Sitznachbarin, die nicht eine Minute lang stillsitzen konnte und mir ständig ihren Fächer ins Blickfeld wedelte. Und dennoch: Spätestens, als sämtliche realen und virtuellen Vorhänge sich lüfteten und eine überlebensgroße, kongenial an- bzw. ausgeleuchtete und mit Videoprojektionen kombinierte animatronische Figur in den Vordergrund der Erzählung rückte, war ich gefesselt. Dass es sich dabei um eine überlebensgroße Figur und wirklich nur um eine Figur und keinen lebendigen Schauspieler handelte, war dabei aus den Publikumsrängen heraus nur sehr schwer festzustellen. Mir ging bei alldem auf, wie wenig ich über Südostasien im allgemeinen und die Kolonialgeschichte der Region im Speziellen weiß. Allein das Bewusstwerden dieses Umstands kann Ho Tzu Nyen als Erfolg buchen.

Thom Luz: Girl from the Fog Machine Factory

Man nehme Musik (Streicher, Celesta, mehrstimmiger Gesang), Nebelmaschinen in allen Größen und Ausführungen, eine stimmige Bühnenausstattung, eine liebevoll und detailreich umgesetzte Grundidee, wunderbare Schauspieler, allen voran Samuel Streiff und fertig ist das Festivalhighlight. Die Titelfigur sprach den Satz des Abends: „I don’t understand everything, but I like the atmosphere“. Die Mehrzahl des anwesenden Publikums sah es ähnlich.

Einerseits toll, andererseits umso ärgerlicher, dass ich „Sea of Fog“ in der St. Gertrud Kirche verpasst habe. Passiert mir nicht noch einmal.

Mouse on Mars: Dimensional People

Sommerfestival in der Elbphilharmonie – das sehe ich immer noch mit gemischten Gefühlen. Allein, da das musikalische Programm sich offenbar dauerhaft dorthin verlagert und die Musik bei mir nun einmal im Vordergrund steht – was hilft’s. Mouse on Mars waren mir bisher nur dem Namen nach ein Begriff, ebenso wie die meisten Gäste, die sich das Duo zum Konzert hinzugeladen hatte. Bis auf Andrea Belfi, mit dem ich an dieser Stelle gar nicht gerechnet hatte. Eine schöne Überraschung, die mich direkt zu dem bringt, was mich bei dem Konzert am meisten beeindruckte: die dreiköpfige Rhythmusgruppe, bestehend aus Belfi, Dodo NKishi und Kresten Michael Osgood, der sich vornehmlich mit wenig bis gar nicht bearbeitetem Totholz verlustierte. Zwar fielen dafür die filigraneren Teile gerade zu Anfang etwas holpriger aus und die Dynamik mancher Einspielung hätte man durchaus überdenken können, aber das fällt unter Nebensache.

Und sonst so?

In dem von Ladja Vogt, Jan Gazarra und Urs Amadeus Ulbrich gestalteten und von JAJAJA bespielten Avant-Garten habe ich leider viel zu wenig Zeit verbracht.

Avant-Garden

Avant-Garden

Avant-Garden

Ich vermisste den Festivalvorhang und das Orchesterkaraoke. Dafür umso schöner: Die Festivalshots, die in diesem Jahr von Peter Hönnemann beigesteuert wurden. Lieblingsbild: Andreas Dorau!

Festivalshots

Auch die Hörstation mit der Festivalplaylist hat mir gut gefallen.

Und im nächsten Jahr mach ich es wieder richtig. Mit Festivalkarte und so.

In Concert: „Die Frau, nach der man sich sehnt“ mit Pascal Schumacher und den United Instruments of Lucilin in der Elbphilharmonie

Ich habe, das ist dem einen oder der anderen vielleicht nicht entgangen, eine besondere Schwäche für Stummfilmkonzerte. Meine besondere Schwäche für Pascal Schumacher hingegen ist weniger bekannt und hat ziemlich viel mit einem sehr aufschlussreichen Abend im Rahmen des Elbjazz-Festivals vor drei Jahren zu tun. Die Kombination von beidem enthält noch einen besonderen Twist, den hier zu erklären allerdings viel zu kompliziert wäre. Ganz abgesehen davon, dass einige der dazugehörigen Details inzwischen sattsam verjährt sind.

Wir wollen uns also weitgehend auf den heutigen Filmabend beschränken. Pascal Schumacher kann Jazz, das wusste ich schon. Pascal Schumacher kann aber auch (Stumm-)Filmmusiken komponieren und ich finde, er sollte das häufiger tun. Und dann bitte auch höchstpersönlich live aufführen. Letzteres sehr gerne wieder mit den United Instruments of Lucilin und vorzugsweise in Hamburg!

In Concert: Das vision string quartet in der Elbphilharmonie

„Einem so großartigen und sympathischen Künstler wie Avi Avital die Show zu stehlen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Dem vision string quartet gelang dies allerdings im vergangenen Sommer.“ So ist es im Programmheft des diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festivals zu lesen und genau aus diesem Grund hatte ich mich um ein Ticket für den Auftritt des Quartetts in der Elbphilharmonie bemüht: Nach dem Konzert in Lübeck im letzten Jahr war ich hingerissen, um nicht zu sagen schockverliebt in alle vier Musiker.

Der Abend unter der Überschrift „String Visions“ begann mit Dmitri Schostakowitschs Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110, das beinahe nahtlos in György Ligetis Streichquartett Nr. 1 überging. Nach der Pause folgte das Streichquartett Nr. 6 f-Moll op. 80 von Felix Mendelssohn und zwei Zugaben später verließ ein sehr überzeugtes Publikum den Großen Saal. Nicht ein einziges Notenblatt war auf der Bühne zu sehen und bis auf die Bank für den Cellisten auch keine Sitzgelegenheit für die übrigen drei Mitglieder des Ensembles. Spielweise, Auftritt und Repertoire lassen sich in zwei Wörtern zusammenfassen: „Vielseitigkeit“ und vor allem „Dynamik“. Letzteres mit mindestens fünf Ausrufezeichen.

Für das „KammermusikPlus“-Konzert am 1. 2. 2019 im Kleinen Saal gibt es übrigens noch Karten. Ich habe meine schon.

Die Kunstpause…

… im Susammelsurium ist vorbei! Die Hitzewelle wohl erst einmal auch und dass das beides zusammenfällt, ist mit Sicherheit kein Zufall.

Gestern wurde das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel eröffnet, ich war dabei und habe mich insgesamt viermal eingebucht. Der Bericht kommt wie immer ganz zum Schluss. Zwischendrin stehen auch noch je einmal „Elbphilharmonie Sommer“ und Schleswig-Holstein Musik Festival auf dem Programm.

Wobei, ganz auf Kulturnull war ich ja doch nicht. Während der letzten Wochen habe ich es immerhin in eines meiner Lieblingsmuseen geschafft, durchaus in der stillen Hoffnung, dort ein erträglicheres Klima vorzufinden.

Mobile Welten: "Give the drummer some!"
Mobile Welten: „Give the drummer some!“
Art Déco - Grafikdesign aus Paris: A. M. Cassandre
Art Déco – Grafikdesign aus Paris: A. M. Cassandre
Toaster Times: Die Anfänge
Toaster Times: Die Anfänge
Toaster Times: Toastmaster
Toaster Times: Toastmaster
Toaster Times: Bunt
Toaster Times: Bunt

Bis einschließlich 1. OG hat das einigermaßen geklappt, aber auf Höhe der Spiegelkantine war’s doch wieder gut mollig.

Spiegel-Kantine
Spiegel-Kantine

Und dann wurde mir noch etwas Musik ins Postfach gespült: Tom Gatza heißt der junge Mann und es ist – natürlich! – irgendwas mit Klavier. Musikalisch schwer einzuordnen: „Tilbuin“ erinnert mich beispielsweise tendenziell an GoGo Penguin, nur mit weniger Druck und weniger Jazz, die Klaviersolostücke wieder an ganz andere Zeitgenossen. Alles weder sonderlich spektakulär noch innovativ, aber ich habe die EP „Melo“ (erscheint am 5. 10. 2018) nun schon seit ein paar Tagen auf den Ohren, mag sie und würde die Stücke bei Gelegenheit gern auf Livetauglichkeit überprüfen.

Am 1. 10. 2018 im Häkken klappt das nur leider noch nicht. Da bin ich nämlich bei Pierre-Laurent Aimard in der Elbphilharmonie.

In Concert: Das Tingvall Trio in der Alten Reithalle in Elmshorn

Jetzt war ich schon bei einigen Konzerten des Schleswig-Holstein Musik Festivals, sogar auch schon in Schleswig-Holstein, aber das echte SHMF-Gefühl war bisher nicht dabei. Ich meine damit die ganz und gar ländlich geprägten Veranstaltungsorte, wie z. B. das Kuhhaus in Altendorf, die Scheune in Wulfshagen oder den Rinderstall in Haseldorf. Das hat viel damit zu tun, dass eben gerade diese Orte für Menschen ohne Teilnahme am motorisierten Individualverkehr schlecht bis gar nicht zu erreichen sind.

Anders verhält es sich mit der Alten Reithalle in Elmshorn – na gut, es sind rund zwanzig Minuten Fußweg vom Bahnhof, aber das rangiert bei mir noch unter „gut erreichbar“. Dazu kommt: Für einen Auftritt des Tingvall Trio nehme ich gerne eine längere Anreise in Kauf. Ich kenne die Setlist des aktuellen Tourprogramms zwar inzwischen rauf und runter, aber es wird nicht langweilig. Im Gegenteil.

Und dann waren da noch die Gastgeber!

Konzert mit Pferd

Nächstes Mal nehme ich Möhrchen mit.

In Concert: Martha Argerich und Daniel Barenboim in der Laeiszhalle

Als mittlerweile regelmäßige Besucherin von klassischen Konzerten weiß ich inzwischen, wie der Hase läuft: Wenn Stars zusammen mit einem Orchester angekündigt werden, bestreiten sie höchstens einen kleinen Teil des Programms. Sol Gabetta spielt Schostakowitsch und verschwindet anschließend, um dem NDR Elbphilharmonie Orchester mit Dvořáks neunter Sinfonie das Feld zu überlassen, bei Daniel Hope ist es Alban Bergs Violinkonzert, der Rest des Abends gehört den Philharmonikern und Johannes Brahms.

Dass allerdings beim Konzert vorletzte Woche in der Laeiszhalle zu Anfang weit und breit kein einziger Flügel zu sehen war, erzeugte bei mir einen Anflug von schlechter Laune. Schließlich war es nicht zuletzt dem Staraufgebot geschuldet, dass mein übliches Ticketbudget nur für einen sichteingeschränkten Platz im zweiten Rang gereicht hatte.

Aber dann kamen Guy Braunstein, Alisa Weilerstein und Rafael Payare mit den Symphonikern, begannen das Doppelkonzert „à la mémoire d’un grand artiste“ nach dem Klaviertrio op. 50 von Tschaikowsky und spätestens bei der zweiten Variation – streng genommen sind es vermutlich Sätze, aber dieser Terminus passt besser zu dem, was ich gehört habe – verschwand dieser Anflug restlos. Bis heute ist mir nicht eingefallen, in welchem Zusammenhang mir Rafael Payare zuvor begegnet ist, aber der Mann hat jetzt mindestens einen Fan mehr. Grandios!

Im zweiten Konzertteil tauchten dann die Flügel auf und mit ihnen die Stars des Abends. Leider erwies sich bei den leiseren Tönen, dass nicht allein der Elbphilharmonie das zweifelhafte Privileg zukommt, benimmbefreite Konzertbesucher zu beherbergen. Ich hätte rundherum Schienbeine eintreten mögen, da oben im zweiten Rang, auf den billigen Plätzen. Dennoch werden mir die drei Werke von Schumann und Debussy als ganz besonderes, ja unvergessliches Konzertereignis im Gedächtnis bleiben. Eine zauberhaftere Version von „Prélude à l’après-midi d’un faune“ werde ich wahrscheinlich nicht mehr zu hören bekommen.

Das Festival „Rendezvous mit Martha“, so hörte ich, wird wohl im nächsten Jahr wiederholt. Zur Neuauflage der Begegnung Argerich/Barenboim in Hamburg, sollte es dazu kommen, werde ich mir einen besseren Platz gönnen. Ich weiß nun: Es lohnt sich. Selbst für eine Konzerthälfte.